Ist es wirklich schon wieder so weit? Another year in the books?
Je älter ich werde, desto schneller ist das Jahr gefühlt rum und zack: Zeit für einen neuen Jahresrückblick. Tatsächlich schon der neunte in diesem Jahr. WOW. Can you believe it? Während das letzte Jahr (2021) sehr zäh und nicht besonders ereignisreich (bis auf mein bestandenes Ref) war, kam mir 2022 wieder etwas "normaler" vor. Reisen war endlich wieder ziemlich uneingeschränkt möglich, Corona-Regeln wurden gelockert und auch die allgemeine Dynamik. der Gesellschaft (zumindest nach meinem Empfinden) hat sich deutlich verändert. Im vergangenen Jahr wünschte ich mir genau das: dass wir wieder zu etwas mehr Normalität zurückkehren. 2022 war - in großen Teilen - genau das für mich. Rückschläge gab es natürlich auch in diesem Jahr, aber dazu später mehr...


Das erste "besondere" Ereignis - darüber kann man sich jetzt sicher streiten - ist natürlich mein Geburtstag im Januar. Normalerweise bin ich wirklich kein Fan davon. Zum einen, weil man noch mitten im "After-Christmas/New Year"-Blues steckt und eigentlich keine Lust auf irgendwas hat und zum anderen, weil ich einfach nicht gern älter werde :D. In diesem Jahr war mein Geburtstag aber wirklich besonders schön. Gemeinsam mit meiner 6ten Klasse war ich Schlittschuhlaufen und es war einfach nur total toll. Es ist jedes Mal erstaunlich, dass es nur wenige Minuten braucht, bis ich wieder voll im "Flow" bin und regelrecht über das Eis schwebe :-P - haha. Spaß beiseite: nach all den "Covid-Jahren" & den diesbezüglichen Einschränkungen, im Klassenverband etwas zu unternehmen, tat das wirklich richtig gut. Ich glaube, dass wir alle wirklich viel Freude hatten und das ist das Wichtigste <3.
Zu Hause erwarteten mich neben einem leckeren Kuchen und Blumen auch traditionell Ballons (ein bisschen bleibt man ja irgendwie schon auch Kind ^^).


Im April sollte dann unsere langersehnte Abschiedsfahrt stattfinden, auf die ich mich schon so gefreut hatte. Doch es kam, wie es kommen musste: nach 2 Jahren traf es dann auch mich - Covid. Ausgerechnet..AUSGERECHNET eine Woche vorher - ich war am Boden zerstört, traurig und untröstlich. So sehr hatte ich mir diesen "Abschluss" mit "meinen Kindern" gewünscht und es blieb mir verwehrt. Zwar konnten die Kids dank netter KollegInnen dennoch fahren, allerdings verging kein Tag, an dem ich mir nicht wünschte, mit dabei zu sein. Die Corona-Infektion selbst war relativ hartnäckig und ich war froh, dass sich die Osterferien direkt nach der Krankheit anschlossen. 

Unseren gemeinsamen "Abschied" holten wir später in Form einer Schulübernachtung nach. Leckere Pizza, Versteckspiel im Schulhaus (everybody's dream :D) und ein ausgiebiges Frühstück am nächsten Morgen, was gibt es Besseres? Es war zwar keine 5-tägige Klassenfahrt, aber es war dennoch schön. Und notwendig. Wir haben viel gelacht, erzählt und über die vergangenen Jahre philosophiert. Es war nicht immer einfach, aber rückblickend mit die schönste Zeit in meinem Leben.


Alles Schöne kommt jedoch irgendwann einmal zum Ende und so auch die gemeinsame Zeit mit meiner Klasse 6a. Wie um Himmels Willen sollte ich eine Abschiedsrede verfassen? Würde ich überhaupt ein Wort herausbekommen? SPOILER Alert: Nein!
Der von mir gefürchtete Tag kam und mit ihm auch viel Sonne und heiße Temperaturen. Wir saßen alle in der Turnhalle unserer Schule und lauschten den Worten des Schulleiters und einigen Abschiedsliedern. Dann war ich an der Reihe. Ich erhob mich also von meinem Stuhl, an dem ich dank der gefühlten 30 Grad schon festgeklebt habe und marschierte nach vorn zum Mikrofon. Meine Rede legte ich mit nervösen und zitternden Händen auf das Rednerpult. Ich könnte definitiv nicht in der Politik arbeiten :D. 
Ich wollte anfangen zu reden, aber meine Stimme ließ mich im Stich. In den ersten Minuten kam einfach kein Ton heraus. Ich blickte auf und sah all diese Augenpaare auf mich gerichtet. Augenpaare von Eltern, Geschwistern, Großeltern und natürlich die von den ganz vorn sitzenden SchülerInnen, die ich in den vergangenen Jahren jeden Tag habe wachsen sehen. 
Natürlich begann ich die Rede unter Tränen (don't you know me? :D), konnte mich dann aber recht schnell zusammenreißen.
Nach der Zeugnisausgabe gab es noch ein kleines Get-Together mit einigen Eltern und Kindern und es war wirklich ein schöner Abschluss für eine überaus schöne und lehrreiche Zeit. 
In der ersten Jahreshälfte beschäftigen wir uns auch wieder etwas mehr mit der Wohnungssuche. Schon lange möchten wir uns gern vergrößern, da man - ich sage es nicht gern - als LehrerIn echt viel Kram ansammelt :D. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mich so schwer von Dingen trennen kann.  Ein eigenes Büro wäre auch ein Traum. Aber naja, was soll ich sagen - in Berlin bleibt das wohl noch eine Weile ein Traum. Die Mietpreise sind wirklich unverschämt und unbezahlbar. Wir beschlossen deshalb, unsere aktuelle Wohnung etwas umzugestalten. Kaum zu glauben, was der Austausch ein paar weniger Möbelstücke bewirken kann ;-).

Eigentlich wollten wir die Sommerferien mit einer langersehnten Reise nach England beginnen - doch once more: Covid strikes again! Dieses Mal traf es nicht mich, sondern meinen Freund. Die geplante Reise musste also storniert und verlegt werden (ganz zur Freude unseres Bankkontos .. NICHT), denn auch wenn es Lockerungen bzgl. der Reiseregeln gab, die Preise stiegen auch hier enorm in die Höhe. 


Zum Glück war es uns aber möglich, mitte Juli unsere Reise nach Helsinki anzutreten und endlich Erika und ihren Freund wieder zu besuchen. Nachdem ich nun aber einige Jahre nicht mehr in einem Flugzeug gewesen bin, kroch so langsam aber sicher die Flugangst wieder in mir hoch. Was soll ich sagen, in diesem Leben werde ich die wohl nicht mehr los. Den Flug von Berlin nach Helsinki fand ich dementsprechend auch total furchtbar und ich konnte mir gar nicht vorstellen, wenige Tage später wieder in ein solches einzusteigen - haha. Good luck!
In Helsinki hatten wir ein paar schöne Tage mit meiner Freundin. Wir aßen/kochten lecker, unter anderem Lakritzeis (igitt!) & besuchten die Stadt Porvoo. Auch ein Trip zur Insel Suomenlinna durfte nicht fehlen und ist mittlerweile schon fast Tradition, wenn wir dort sind. Das Wetter ließ uns idealerweise auch nicht im Stich <3.


Direkt im Anschluss ging es nach Stockholm. Wieder ins Flugzeug (juhuu...) ;D. Der Flug war (trotz kleinerer Maschine ^^) nicht so schlimm. Ich habe nicht eine Träne vergossen! Vermutlich half aber auch das Wissen, dass die Flugzeit nur eine Stunde betrug..
In Stockholm wurden wir liebevoll von meiner Freundin Sanni und ihrem Freund empfangen. Den Samstag konnten wir zum Glück noch gemeinsam auf der Insel Vaxholm verbringen, allerdings fühlte sich Sanni dann plötzlich sehr schlecht, sodass ich und Jordan den Sonntag und Montag allein verbrachten. Wir entschieden uns neben vielen leckeren Cafés, Restaurants und einem Spaziergang durch Stockholm, für das "Museum" Fotografiska. Es war zwar schade, dass wir nur einen Tag mit unseren Freunden hatten, allerdings war es dennoch schön, sie nach einigen Jahren wiederzusehen <3.
Ach ja: Stockholm hat echt das beste Trinkwasser/Leitungswasser, das ich jemals getrunken habe... wow. 



Nachdem wir für ein paar Tage zurück in Berlin waren, ging es in der nun letzten Sommerferienwoche endlich nach Bristol/Bath. Wieder ins Flugzeug... jippieh ^^. Jordan konnte nach vielen Jahren mal wieder seinen Geburtstag "zu Hause" feiern und das war wirklich schön. 
Habe ich schon erwähnt, dass zu dem Zeitpunkt eine Hitzewelle in England herrschte? Nein? Ja, es herrschte eine Hitzewelle und die war nicht ohne :D. Die ersten Nächte waren nur mit einer Wärmflasche aus dem Eisfach möglich.
Ach und dann gab es noch das Bügeleisen-Fiasko.. Liebe Leute, bügelt bitte niemals am Tag eurer Abreise zu Hause! Ich musste diese Lektion auf die harte Tour lernen. Plötzlich bildete ich mir nämlich ein, dass ich das Bügeleisen nicht abgeschaltet bzw. den Stecker nicht gezogen hatte. Gut, dass wir zur Zeit ein Baugerüst vor unserem Haus und nette Nachbarn haben.. Die sind für uns (naja eher für mich - Jordan war fest davon überzeugt, dass der Stecker nicht mehr steckte) aus dem Fenster geklettert  und haben in unser Wohnzimmerfenster geschaut, um zu prüfen, ob das Bügeleisen noch an ist. Ende vom Lied: Man konnte es nicht wirklich erkennen, da der Wäscheständer davor stand und ich mir dementsprechend eine ganze Woche lang Sorgen gemacht habe, jeden Moment einen Anruf zu erhalten, dass die Bude abgebrannt ist. Spoiler 2: Bügeleisen war aus und Stecker gezogen :D.

Highlight der Reise war definitiv das Beobachten der Sterne am Abend. Ich habe tatsächlich 2 Sternschnuppen gesehen (zuvor hatte ich das erst 2x in meinem Leben..). Einmal mit 5 oder 6 Jahren und dann nochmal mit 19 oder 20... Ich weiß, dass der Wunsch, den ich mit 19/20 hatte, in Erfüllung ging (so ein bekloppter, verschwendeter Wunsch aber naja).. deshalb sind meine Hoffnungen jetzt auch dementsprechend groß :D. Ich halte euch also in den nächsten Jahren auf dem Laufenden, ob die Wünsche von diesem Jahr in Erfüllung gegangen sind..

Wir waren außerdem das erste Mal in der berühmten Therme in Bath und auch das war wirklich schön :). Man konnte quasi über den Dächern Bath's schwimmen und einen wunderbaren Blick genießen. SPA-Feeling als Bonus dazu. Gemeinsam mit Freunden erkundeten wir dann noch die Cotswolds - viele kleine Dörfer, die aussehen, als wären sie aus einem Film entsprungen. Ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert, dass ich an diesem wunderschönen Fleck Erde gelebt und studiert habe.. 





Und dann war es auch schon soweit: die Sommerferien waren vorbei und ein neues Abenteuer begann. 
Die ersten Tage im neuen Schuljahr waren für mich echt schwer und emotional. Nun gab es da 25 neue, kleine SchülerInnen, die zu mir aufblicken und mit ihren ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten meinen Alltag bestimmten. Ich vermisste die alten Routinen mit meiner alten Klasse. Die vertrauten Gesichter, die Witze die ich machen konnte, weil man meinen Humor schon kannte..
Es ist, wie ich es mir vorgestellt habe: echt hart und ermüdend! Ich komme oft nach Hause und bin einfach nur kaputt. Meine "soziale" Batterie ist leer und muss erst einmal aufgeladen werden. Meistens brauche ich erst einmal meine Ruhe.. 
Auf der einen Seite sind die "Kleinen" echt dankbar und zeigen dir auch extrem, wie sehr sie dich mögen oder deinen Unterricht zu schätzen wissen - andererseits sind sie aber auch extrem direkt, ehrlich, wild, chaotisch, fordernd.. :D ein Traumjob, nicht wahr?
Nein, Spaß beiseite: Die letzten Monate waren wirklich anstrengend, wundervoll, lustig, lehrreich und intensiv zugleich - eine Achterbahn der Gefühle. Es macht echt einen Unterschied, ob man pubertierende Jugendliche vor sich hat, oder aber eben Kinder, die frisch aus dem Kindergarten kommen..
Ich habe sie alle schon ins Herz geschlossen und auch, wenn es noch oft Momente gibt, wo ich mich wirklich auf mich selbst besinnen muss, so freue ich mich auf die nächsten Monate und hoffentlich eine stetig positive Entwicklung, auf die wir bald gemeinsam mit einem Lachen zurückblicken können.

2022 war im Großen und Ganzen ein gutes und ereignisreiches Jahr. Für 2023 wünsche ich mir (wie immer) viel Gesundheit, Geduld, mehr Zeit für mich und Menschen, die mir wichtig sind. Darüber hinaus hoffe ich, dass 2023 irgendwie ein Jahr der Veränderungen wird - was auch immer das bedeuten mag. I am ready!

Danke, dass ihr euch meine diesjährige Zusammenfassung durchgelesen habt. Ich wünsche euch einen guten Rutsch und nur das Beste für das Jahr 2023.


 



I'm late to the party. So spät habe ich meinen jährlichen Blogeintrag noch nie verfasst. Kurz vor knapp quasi. Zugegeben, einen kurzen Augenblick habe ich mit mir gehadert und überlegt, ob ich ihn dieses Jahr nicht einfach sausen lasse. Dann meldete sich jedoch das schlechte Gewissen und meinte, dass ich mich gefälligst ransetzen und die Tradition fortführen soll. Na gut, dachte ich mir. Hast gewonnen, schlechtes Gewissen. Nun sitze ich hier also, am letzten Tag des Jahres. Es ist 17:18 Uhr. Die Spotify Playlist mit meinen Lieblingssongs hämmert in meinen Ohren. Rain City Drive's "Cursed" um genau zu sein. Der Songtitel ist jetzt vielleicht nicht so passend, der des Albums "To better days" dagegen schon eher. Erstaunlich, wie einen bestimmte Lieder nahezu unverzüglich in bestimmte Momente zurückversetzen. Dafür bin ich immer wieder sehr dankbar. Nicht nur, weil sie mir helfen, meinen diesjährigen Blogeintrag zu verfassen ;-). Na dann wollen wir mal ... 

Möchte ich mich wirklich an das erste große Ereignis 2021 erinnern? Mein 30. Geburtstag? Können wir doch eigentlich skippen, oder? Okay, okay. Wir erinnern uns - oder auch nicht - an das doch relativ umfangreiche Kapitel zu meinem bevorstehenden 30. Geburtstag in der letzten Jahreszusammenfassung. Das Näherrücken der bösen Zahl "drei" hat mich ziemlich beschäftigt und ich wusste nicht so genau, wie ich damit umgehen soll oder was das mit mir machen würde. Verändere ich mich plötzlich? Falle ich in ein depressives Loch? Wird der gesellschaftliche Druck noch unerträglicher? Fragen über Fragen und eine unangenehme Ungewissheit bahnten sich immer wieder ihren Weg an die Oberfläche. Dann kam der (nicht) herbeigesehnte Tag und auch wenn es sich etwas merkwürdig anfühlte, so war es lang nicht so schlimm, wie von mir angenommen. Bis auf diese Zahl hat sich nichts verändert. Phew - Glück gehabt :D. Gut, das ein oder andere graue Haar ist dazugekommen, aber das ist mir (noch) relativ egal. Wer weiß, vielleicht steht mir eine Silbermähne ja sogar? Haha.

Der Rest des Jahres plätscherte mehr oder weniger so dahin. Noch immer genervt von der aktuellen Situation und damit verbundene Einschränkungen, versuchte man trotzdem das Beste draus zu machen. 
Ein großer Schritt zurück in die "Normalität" war in diesem Jahr natürlich auch die Impfung. Zugegeben, ich hatte wirklich Respekt davor und musste in diesen Momenten viel mit meiner Angst kämpfen. Ich erinnere mich noch genau an den Tag der ersten Impfung, die ich im nicht mehr betriebenen Flughafen Tegel erhalten habe. Zunächst wurde man mit kleinen Bussen, die extra für die Menschen mit Impftermin bereitgestellt wurden, zu dem nun verlassenen Flughafenareal gebracht. Die riesen Halle, die ich sonst mit reisenden Menschen, unzähligen Koffern und allgemein viel Gewusel in Erinnerung hatte, gleichte nun einer aus einem Horrorfilm entsprungenen Lagerhalle. Ungelogen, ich kam mir ein bisschen vor wie bei Walking Dead oder so. Wahrscheinlich habe ich zu viel Netflix gesehen :x. Wie dem auch sei - ich habe es hinter mich gebracht und bin froh, dass uns diese Möglichkeit geboten wird. Über die Vielzahl an Impfgegnern möchte ich mich jetzt gar nicht erst aufregen...



Kaum zu glauben aber wahr: Der Moment ist da. Ich darf endlich schreiben, dass ich Lehrerin bin. 
So so lange habe ich darauf gewartet und umso nervöser wurde ich, je näher der 19. Mai 2021 rückte. Warum ich mir an diesem Tag einen Wecker gestellt habe, erscheint mir im Nachhinein als völlige Verschwendung. Ich glaube ich bin um 4:30 Uhr aufgestanden und konnte dennoch gerade so pünktlich um 6:30 Uhr das Haus verlassen. Verrückt. Sowohl die Prüfung als auch der Tag selbst vergingen rückblickend rasend schnell. Am liebsten hätte ich zwischenzeitlich gern "Pause" gedrückt, um das Geschehene überhaupt erstmal zu verarbeiten. Ich wollte trotz der Aufregung an so vielen Momenten wie möglich festhalten, nicht zuletzt, weil ich all die Jahre genau darauf hingearbeitet habe. Kurz vor Beginn meinten einige Kinder "Wir sind so aufgeregt Miss H." Was sollte ich erst sagen? Innerlich selbst ein nervliches Wrack antwortete ich ganz cool und beiläufig "Ach quatsch, ihr werdet das super machen. Stellt euch einfach vor diese Menschen sind gar nicht da. Seid so toll wie sonst auch immer! Da kann gar nichts schiefgehen!" Dann kamen auch schon die PrüferInnen in den Raum und setzten sich auf die Extrastühle. Vier in einer Reihe. Noch einmal tief durchatmen, dann erhielt ich das Startzeichen. Ich erinnere mich, dass ich alles um mich herum ausgeblendet und mich nur auf meine Stunde und die SchülerInnen konzentriert habe. Von den Gesichtern der PrüferInnen konnte ich eh nicht viel ablesen, da natürlich alle ordnungsgemäß Masken trugen.
Das Schlimmste sind die Minuten nach der Prüfung und Auswertung. Die Zeit, in der sich die PrüferInnen austauschen und über die Endnote entscheiden. Bestanden? Nicht bestanden? Diese Minuten kommen einem endlos vor. Es gab ein Gerücht, dass sich unter den Referendaren hartnäckig hielt. "Wenn sie dich zur Urteilsverkündung zurück in den Raum rufen, achte darauf, ob sie stehen oder sitzen. Wenn sie sitzen, hast du nicht bestanden. Wenn sie stehen, dann schon." Na toll, dachte ich mir. Wenn sie sitzen gehe ich gar nicht erst in den Raum, beschloss ich in mich hineingrübelnd. Beide Szenarios spielte ich immer wieder vor meinem geistigen Auge durch. Dann ging auch schon die Tür auf und ich wurde hereingebeten. 
Ich linste um die Ecke und mir fiel .... nicht nur ein Stein, sondern vermutlich alle Steine dieser Erde vom Herzen: alle standen brav hinter ihren Stühlen :D. Es dauerte nicht lange, da bahnten sich eigentlich auch schon die ersten Tränen ihren Weg nach oben. "Frau H. wenn Sie jetzt schon weinen, dann muss ich auch weinen und dann kann ich Ihnen gar nicht mehr Ihr Gutachten vorlesen." <3
Ich wurde beglückwünscht und meine PrüferInnen trugen mir das schriftliche Urteil vor. Leider ging das viel zu schnell und aufgrund der Tränen und Euphorie habe ich das Meiste davon schon wieder vergessen. 

Dieser Weg war unfassbar steinig und schwer. Er hat mich oft an meine Grenzen gebracht und es gab viele Momente, in denen ich gern einfach alles hingeschmissen hätte. Ich bin so dankbar, dass es immer wieder Menschen gab, die mich angespornt und etwas in mir gesehen haben, das mir selbst oft verborgen blieb. Meine Tutorinnen, die mich während meines Referendariats begleitet haben, hätten besser nicht sein können. Ich bin ihnen so unfassbar dankbar und werde sie niemals vergessen.

Mit dem Ende des Referendariats endete allerdings auch mein "Weg zum Ziel". So glücklich ich darüber auch war, so leer fühlte ich mich gleichermaßen. Nun war da nichts mehr, wofür ich kämpfen muss. Ich habe die Ziellinie erreicht. Plötzlich musste ich nicht mehr weiterrennen und das war ein merkwürdiges Gefühl. Was mache ich nun? Die nächste Herausforderung soll aber nicht lange auf sich warten lassen...doch dazu später mehr.


Manchmal muss man von einem Menschen fortgehen, um ihn wiederzufinden. Wir begegnen so vielen Menschen in unserem Leben und doch unterscheiden sie sich in einem bestimmten Punkt ungemein: Manche sind nur dafür bestimmt, einen gewissen Lebensabschnitt mit uns zu teilen, andere bleiben für immer. Weite Distanzen und Veränderungen des persönlichen Lebens machen es sicher nicht immer leicht, in Kontakt zu bleiben. Eigentlich ist es doch heutzutage so einfach, ab und zu ein Lebenszeichen von sich zu geben. Eine kurze Nachricht über WhatsApp, eine Mail oder ein Anruf. Das sollte doch nicht so schwer sein? Manchmal ist es das aber irgendwie doch und so verstreichen manchmal Wochen, Monate oder sogar Jahre, in denen man nicht viel voneinander hört. Dabei war man sich doch mal so nah und wichtig? 
In diesem Jahr habe ich mich endlich wieder mit einer alten Freundin aus Studienzeiten getroffen. Eigentlich die beste Freundin, die ich je hatte. Natürlich haben auch wir uns verändert, aber die gemeinsame Zeit war trotzdem schön und ich habe mich direkt in die alten Zeiten zurückversetzt gefühlt. Zwar bedeutet ein erneutes Zueinanderfinden nicht zwangsläufig, dass man auch in Kontakt bleibt - da gehört sicher beidseitige Arbeit dazu. Wenn man jedoch gewillt ist, daran festzuhalten, dann dürfte dem auch nichts im Wege stehen. 

Springt über euren Schatten: Schreibt den Menschen, die euch wichtig sind - auch wenn ihr lange nichts voneinander gehört habt. Man bereut es sonst irgendwann...immerhin haben wir nur dieses eine Leben.




Was hält wohl 2022 für uns bereit? Für den ein oder anderen sicherlich große, persönliche Veränderungen. Für mich in erster Linie hoffentlich Gesundheit, Geduld und Selbstvertrauen. Im Sommer heißt es erst einmal Abschied nehmen von meinen Sechstklässlern. 
Der Gedanke daran, meine SchülerInnen nicht mehr täglich zu sehen, mit ihnen zu lachen, macht mich sehr traurig. Mittlerweile kenne ich die meisten von Ihnen 4 1/2 Jahre und da entsteht schon ein besonderes "Band", von dem man sich nur ungern löst. Ich habe gesehen, wie aus kleinen Kindern langsam "junge Erwachsene" oder auch einfach nur pubertierende Jugendliche (:D) werden. Aber auch das gehört nun mal zum Lehrerdasein dazu. Loslassen. Ein Teil des Berufes, der mir sicherlich nicht so gut liegt. Ich hoffe sehr, dass sie in vielen Jahren noch gern und mit einem Lächeln im Gesicht an unsere gemeinsame Zeit zurückdenken werden. 
Im neuen Schuljahr erwartet mich dann höchstwahrscheinlich eine neue Herausforderung: eine 1. Klasse. Ich freue mich schon darauf, auch wenn ich mich noch mehr in Geduld üben muss. Die Umstellung wird mir hoffentlich nicht so schwer fallen - aber wir werden sehen.

Ich fühle mich zwar schon wie ein Papagei, aber auch für 2022 wünsche ich mir, wieder mehr reisen zu können. Ich vermisse Bath. Ich möchte, wie viele andere wahrscheinlich auch, dass dieses Virus endlich nicht mehr die Nachrichten dominiert und wir zu einer normaleren Realität zurückkehren können.

19:20 Uhr. Danke, dass ihr euch meine diesjährige Zusammenfassung durchgelesen habt. Ich wünsche euch einen guten Rutsch und nur das Beste für das Jahr 2022.