Wenn man Leuten die Frage stellt, wie sie denn 2016 so fanden, kann man sich ziemlich sicher sein eine eher negative Antwort zu erhalten. 2016 war wohl ein Jahr das viele Menschen gerne einfach nur streichen würden (zumindest meinem Facebook nach zu urteilen). Klar, in diesem Jahr sind wirklich viele traurige und schockierende Ereignisse vorgefallen, an die wir nicht gern zurückdenken werden. Wobei die Medien wahrscheinlich ihren Teil dazu beigetragen haben alles noch etwas mehr zu puschen - wie das eben immer so ist. Die guten alten Medien. Doch trotz all dessen, fast schon mit einem schlechten Gewissen, muss ich mir eingestehen, dass mein Jahr wirklich gut war. Es war richtig gut. Natürlich gab es Höhen und Tiefen, aber im Großen und Ganzen haben sich die meisten meiner Vorsätze verwirklicht. Und das macht mir ehrlich gesagt schon etwas Angst...


Oktober 2015: 'I think it is better to swap my course. I don't know. I feel like I can't do this. I will fail for sure!'. Oh shut up, will you? Im Nachhinein würde ich mir selbst gern eine ordentliche Ohrfeige geben. Immer dieses 'Ich kann das nicht Gelaber'. Daran muss im nächsten Jahr unbedingt gearbeitet werden. Aber so war es. Alles erschien mir unmöglich. Ich selbst erschien mir unfähig, nicht in der Lage etwas ordentliches hervorzubringen.

Ohne Zweifel, die größte Hürde in diesem Jahr stellte für mich definitiv meine Masterarbeit dar. Hätte ich nicht an einem Projekt gearbeitet, was mich persönlich selbst so beeindruckt und geprägt hat, dann würde ich wohl bis heute daran sitzen. Und natürlich (wie jeder wahrscheinlich bestätigen wird, der auch an einer solchen Arbeit gesessen hat), gab es Momente in denen man einfach alles hinschmeißen wollte. Tränen. Viele Tränen. Schlaflose Nächte. Endlosschleife. Und dann der unfassbar große Stolz. Stolz darauf etwas geschafft zu haben, von dem man immer dachte man wäre nicht im Stande dazu.

Mit der Beendigung meines Studiums kam auch ein weiteres, großes Kapitel meines Lebens. Der Umzug von England zurück nach Deutschland. Neu gewonnene Freunde müssen zurückgelassen werden. Mein 'neues' Leben, das ich mir dort aufgebaut habe, muss ich hinter mir lassen. It was time to move on. Aber ich wollte nicht 'weiterziehen'. Ich wollte weiterhin bei Lush arbeiten und Seife verkaufen. Doch das hätte mich auf Dauer auch nicht weiter gebracht...

Ich vermisse meine alten Arbeitskollegen von Lush. Ich vermisse die tiefgründigen Gespräche mit den Kunden, bei denen so manch Tränen geflossen sind. Ich vermisse die Gerüche. Ich vermisse die Luft. Ich vermisse die nie auftauchenden Busse und wie ich mich dumm und dämlich darüber ärgere. Ich vermisse all die Hügel, die Landschaft. Ich vermisse Crumpets. Ich vermisse es Fotos von all den schönen Ecken zu machen. Und auch wenn ich das Lebensgefühl, was mir dort vermittelt wurde sehr vermisse, so bin ich dankbar für all diese Erinnerungen und neuen Möglichkeiten, die mir  entgegengebracht wurden.

Manchmal wache ich auf und schaue mich um, reibe mir die Augen (so typisch wie man es aus dem Fernsehen kennt) und blinzle noch ein paar mal vor mich hin, bis sich mein Mund wieder mal erstaunt öffnet. Tatsächlich. Ich liege wirklich in meinem eigenen Bett, in meiner eigenen Wohnung, in Berlin. Wahnsinn. Erstmal schnell nackig durch die Wohnung flitzen, damit ich mir auch wirklich zu 100% sicher sein kann. Jap, niemand da. Musik an, Kaffeemaschine an, aufs Sofa geschmissen und erst einmal E-Mails gecheckt.

Nun ja, ganz so locker und 'gechillt' geht es während der Woche natürlich nicht zu. Hätte man mir zu Beginn des Jahres gesagt, dass ich tatsächlich mein eigenes Reich, einen Job der mir Spaß macht und in einer meiner liebsten Städte leben werde, hätte ich ihm/ihr wohl einen Vogel gezeigt und mit meinem typischen 'Jaja wer's glaubt' geantwortet. Tja, was soll ich sagen. Hier bin ich nun - auf dem besagten Sofa sitzend und noch immer ungläubig den Kopf schüttelnd. Angezogen natürlich, woran ihr wieder denkt!

Der Weg hierhin war natürlich nicht einfach. Eine extra große Portion Glück hat wohl zusätzlich seine Finger im Spiel gehabt, denn meine Chancen auf einen Job in Berlin trotz meines Wohnsitzes in England habe ich mir gleich als NULL und nicht vorhanden ausgemalen. Nach einer sehr stressigen Zeit zwischen Masterarbeit, Umzug von Deutschland nach England und einem Willen, der mir so gar nicht von mir bekannt war, habe ich es tatsächlich geschafft. Ich bin angekommen.

Mit einer Wohnung kommt natürlich auch viel Verantwortung. Alleine zu leben bedeutet zwar, dass man sein eigener Herr ist, jedoch war es das mit Arbeitsteilung. Auch der ganze Papierkram muss erledigt werden. Dann wäre da noch der wöchentliche Einkauf und der Wohnungsputz. Und und und.
Nichtsdestotrotz fühle ich mich unglaublich wohl und bin schon ein bisschen stolz darauf, wie ich mir mein kleines Nest bis jetzt eingerichtet habe. Falls ihr neugierig seid, hier gibt es einen kleinen Beitrag dazu.

Ein Wunsch vom letzten Jahr war es, mehr zu reisen. Durch den ganzen Stress in der Uni u.a. mit der Masterarbeit, dem Umzug und der neuen Arbeit, war an Reisen leider nicht viel drin. Doch wozu hat man großartige Freunde, nicht wahr? Denn die kommen einfach kurzerhand zu Besuch! So auch meine Freundin Sanni aus Schweden. Wir haben uns vor 1 1/2 Jahren in England durch meine Abreit bei Lush kennengelernt. Ich erinnere mich noch dumpf an unsere erste Konversation bei dem Recruiting Event. Sie lief in etwa so ab: Ich: 'Hi. Sorry you probably think I am super silly right now but you remind me so much of this actress from American Horror Story.' Kurze Pause. Awkward. Schnell fügte ich hinzu: 'That's a compliment! I like her!'. Ein schüchternes Lächeln ihrerseits. Mist, die erste richtige Kontaktaufnahme zu potenziellen Freunden ist schon mal gescheitert. Ich kam mir vor wie ein Idiot. 'You look like this actress..from a horror tv show.. wow, super Elaine. Toll gemacht..Was für ein Scheiß. Die denkt doch jetzt sicher dass du ein Vollpfosten bist'. Wie sich herausstellte dachte sie das nicht und so folgten viele tolle Momente und Erinnerungen.

Es ist schon wunderbar, Menschen aus verschiedenen Ländern kennen und lieben zu lernen und das ist mir in diesem Jahr noch einmal mehr klar geworden. Ich dachte immer ich brauche diese ständige körperliche Nähe eines Freundes aber die unfassbar starke Unterstützung die mich trotz tausender Kilometer Entfernung erreicht hat, überwältigt mich. Ich bin unglaublich glücklich, Sanni meine Freundin nennen zu dürfen und ein Trip nach Stockholm steht für 2017 natürlich schon auf meiner Liste!

Nach 3 Jahren Fernbeziehung ist jetzt auch endlich mein Freund nach Berlin gezogen. Wir haben zwar bereits während meiner Zeit in England mehr oder weniger zusammengelebt, jedoch nie 'allein'. Natürlich wäre es gelogen zu sagen ich hatte keine Angst davor. Ein gemeinsames Leben zu starten ist immer aufregend und sicherlich alles andere als einfach. Man lernt sich selbst nochmal von ganz anderen Seiten kennen und wie wir ja wissen ist Liebe sowieso oftmals geprägt von reinstem Chaos. Ich bin dennoch sehr glücklich meinen besten Freund, meinen Partner in crime nun täglich an meiner Seite zu haben und freue mich auf unsere gemeinsame Zukunft und hoffentlich viele schöne Erinnerungen, die wir durch Reisen und gemeinsame Erlebnisse kreieren werden.
Okay, okay, genug Schmalz und KITSCH. Weiter im Text!

Mein Blog hat in diesem Jahr zwar nicht allzu sehr an Reichweite gewonnen - allerdings hatte ich großartige Kooperationsmöglichkeiten und auch die diesjährige Fashion Week im Sommer war ein Highlight für mich. Ich finde es immer wahnsinnig spannend neue Mode und Menschen kennen zu lernen, auch wenn einige Events für mich immer einen etwas bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Ich fühle mich oft immer etwas merkwürdig auf solchen 'Blogger'-Events. Versteht mich nicht falsch: ich bin super dankbar daran teilnehmen zu können. Doch besonders in diesem Jahr habe ich oft das Bild einer sehr oberflächlichen Szene erhalten, die nur noch auf den Profit aus ist und nicht mehr durch und durch transparent und authentisch ist.

Das Gespräch mit einem Agenturmitarbeiter läuft ungefähr so ab: 'Hi Ladies. Wer seid ihr denn so?'. Jeder sagt seinen Namen und automatisch auch den Blognamen. 'Ah cool. Habt ihr Visitenkarten?'. Alle nicken. 'Was habt ihr denn so für eine Reichweite? Wie viele Follower habt ihr so?'. Ich merke wie ich innerlich schon ganz klein werde und alle um mich herum größer und größer. '10.000' sagt die Eine. '6.000' eine Andere. 'Ich hab so um die 1.000', höre ich mich leise sagen und füge hinzu 'Aber es kommt ja nicht unbedingt auf die Anzahl an, sondern auch auf den Content!'. Wow. Confidence-Boost wo kommst du denn gerade her? Die anderen Bloggerinnen starrten mich an. Ohje, hätte ich das etwa nicht sagen sollen?
Später am gleichen Tag entdecke ich online einen Artikel über die aktuelle Bloggerszenen-Entwicklung. Von gekauften Likes bei Instagram, zu gekauften Followern/Subscribern und gefälschten Mediakits. Aha. Ich google einige der Blogger, mit denen ich mich zuvor unterhalten habe. Ungläubig schüttle ich den Kopf. Von wegen 10.000 und 6.000 Follower. Alle gekauft ... Unfassbar. Und solche Blogger bekommen dann natürlich unglaublich tolle Kooperationen ...

In diesem Jahr hatte ich zudem die Möglichkeit zwei Bloggerinnen zu treffen, denen ich wirklich schon jahrelang folge. Ich habe quasi deren 'Aufstieg' bzw. Entwicklung live miterlebt und wie ein pubertärer Teenager dem Treffen entgegengefiebert. Aus der anfänglichen Begeisterung wurde jedoch schlagartig pure Enttäuschung. Eine belanglose Konversation wurde (gefühlt) schnell in ein vermarktendes Gespräch umgewandelt. Aha. Es geht hier also gerade nur darum, mir Honig über dieses bestimmte Produkt um den Mund zu schmieren. Wow. Ich erinnere mich noch, dass ich kurz vorher ständig zu meiner Freundin meinte 'Oha ich bin so aufgeregt! Mein Herz schlägt voll schnell..'. Ich kam mir nicht nur dumm, sondern die ganze Situation kam mir irgendwie lächerlich vor. Warum muss ich mich so sehr 'runter' machen? Ich kann zwar keine Kooperationen mit Chanel, Dior, Gucci oder sonst wem vorweisen und ich habe auch keine 6.000€ im Monat auf dem Konto, dennoch gibt es mir noch lange nicht das Recht mich so 'schlecht' zu fühlen. Immerhin habe ich auf meine Weise erstaunliche Dinge erreicht, die man mir auch erstmal nachmachen muss.
Auch wenn ich Menschen beneide die ihr Hobby zum Beruf machen können und so sehr ich das Arbeiten an meinem Blog liebe, vermutlich wäre diese 'Welt' auf Dauer nichts für mich. Jedenfalls nicht so, wie die derzeitige Tendenz ist.

Für 2017 erhoffe ich mir weiterhin die Möglichkeit zu haben, meinem Blog eine Stimme zu geben, mit der nicht nur ich konform gehe, sondern mit der sich auch andere irgendwie identifizieren können. Mir ist klar, dass ich mit einem 40h Job, der absolut nicht Blog-related ist, keine unglaublich großen Sprünge machen kann, aber das ist mir auch gar nicht so wichtig. So lange ich Spaß daran habe und es nur eine einzige Person gibt, die eine Form von Inspiration davon mitnehmen kann, dann macht mich das schon unglaublich glücklich. 
In diesem Jahr ist mir zudem wieder einmal mehr als deutlich geworden, dass ich aufhören muss alles zu zerdenken. Selbstliebe ist die Devise. Nicht zu verwechseln mit Arroganz. Durch mein unsicheres Auftreten vermittle ich oft ein arrogantes bzw. eingebildetes Erscheinungsbild. Nicht zu vergessen mein Resting Bitch Face, was jetzt nicht gerade positiv dazu beiträgt. Ich komme eben nicht überall gut an. Und das ist ok. Ich verschwende so viel Zeit damit mir meinen Kopf darüber zu zerbrechen was andere von mir denken oder wie das was ich sage gewertet werden könnte, dass ich manchmal vergesse Spaß am Leben zu haben. Ich kann gar nicht ich selbst sein, weil ich mir selbst viel zu sehr im Weg stehe. Es ist schier unmöglich es jedem Recht zu machen und meine kläglich gescheiterten Versuche in diesem Jahr sind Beweis genug.

Ich hasse dieses 'Vorsätze'-Gelaber eigentlich extrem aber wenn es etwas gibt, woran ich 2017 aktiv arbeiten möchte, dann ist es Selbstliebe. Sich nicht ständig einschüchtern zu lassen. Zu dem zu stehen wie man ist, selbst wenn es nicht jedem passt. Wir leben in einer Gesellschaft, in der es so gut wie keine Grenzen mehr gibt. Sich ausgegrenzt zu fühlen, nur weil man nicht dem 'Ideal' entspricht, sollte wirklich kein Problem mehr sein. Und wer auch immer in einer solchen Situation war: It is okay to be different because we are not designed for everyone to like us!

Was soll ich sagen? 2016 war für mich persönlich ein erfolg- und erlebnisreiches Jahr. Wenn ich auf meinen Jahresrückblick von 2015 zurückblicke, dann habe ich eigentlich all die Ziele, die ich mir gesetzt habe, erreicht. Ich habe mein Studium abgeschlossen, eine eigene Wohnung in Berlin und einen spannenden Job, der mich zwar stetig herausfordert, aber auch unfassbar wachsen lässt. Ich weiß gar nicht so genau, was ich mir für das kommende Jahr wünsche. Irgendwie denke ich, dass dieses Jahr wohl kaum zu toppen ist...
Abgesehen von den üblichen Dingen wie Gesundheit, Erfolg und Stärke, hoffe ich einfach, dass ich weiterhin die Möglichkeit habe spannende Abenteuer zu erleben, die mich als Person wachsen lassen.

Ich wünsche euch allen einen guten Start ins neue Jahr und dass auch ihr all eure Ziele und Träume verwirklichen könnt bzw. ihnen wenigstens ein Stückchen näher kommt. Ich weiß dass wir viel zu oft nur an das denken, was wir nicht haben und dann schnell ins Negative rutschen. Nutzt das kommende Jahr um auch mal dankbar für das zu sein, was wir haben. Ihr werdet euch wundern, wie viel das eigentlich ist. Fühlt euch gedrückt x